Imam-Empfang 2023

Mrz 15, 2023 | Medienspiegel, VIOZ News

Am 14.03.2023 fand der traditionelle Imam-Empfang der Stadt Zürich statt. Im Musiksaal des Stadthauses versammelten sich Vertreterinnen und Vertreter der Stadt Zürich sowie von muslimischen und sonstigen religiösen, wie auch interreligiös und gesellschaftlich aktiven Organisationen. Grussworte an die Anwesenden richteten Stadträtin Karin Rykart (Sicherheitsdepartement), Megjide Zymberi (VIOZ-Vizepräsidentin), Christof Meier (Leiter Integrationsförderung) und Imam Sakib Halilovic (Leiter VIOZ-Imam-Kommission). Wir danken der Stadt Zürich herzlich für Ihre Gastfreundschaft!

Die Ansprachen von VIOZ-Vizepräsidentin Megjide Zymberi und Leiter der Imam-Kommission, Sakib Halilovic, finden Sie nachfolgend:

Ansprache Megjide Zymberi

Sehr geehrte Frau Stadtpräsidentin

Sehr geehrte Damen und Herren Stadträte

Sehr geehrte Damen und Herren

Liebe Anwesende

Im Namen der Vereinigung der Islamischen Organisationen in Zürich möchte ich mich herzlich für die Ausrichtung des diesjährigen Imam-Empfanges bedanken. Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass eine Schweizer Stadt ihren muslimischen Einwohnerinnen und Einwohnern ein solches Zeichen der Anerkennung entgegenbringt. Ebenso bedanken wir uns herzlich für das Vertrauen und die gute Zusammenarbeit zwischen der Stadt Zürich und ihren muslimischen Gemeinschaften.

Die Integrationspolitischen Ziele der Stadt Zürich für die Jahre 2022-2026 sehen unter Punkt 10 vor, dass sich die Stadt Zürich auf der Basis des geltenden Rechts dafür einsetzt, dass die in der Stadt gelebten kulturellen und religiösen Traditionen sichtbar sein können und Wertschätzung erfahren. Die VIOZ teilt mit ihrem Einsatz für die gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe der muslimischen Bevölkerung dieses Ziel der Stadt Zürich. Auch im letzten Jahr konnten in dieser Hinsicht wichtige Schritte getan werden. So sitzen unter uns Absolventinnen und Teilnehmende der ersten Weiterbildung für Imame und muslimische Betreuungspersonen im Kanton Zürich unter dem Namen Zürich-Kompetenz. Sie sind sichtbare Vertreterinnen und Vertreter der muslimischen Gemeinschaften für die gesamte Gesellschaft. Kürzlich wurde auch ein Projekt der VIOZ lanciert, welches die Förderung der gesellschaftlichen und politischen Teilhabe der muslimischen Bevölkerung im Kanton Zürich zum Ziel hat. Mit einem weiteren Projekt im Bereich der Sicherheit muslimischer Gemeinschaften konnte ebenfalls gestartet werden. Die Stadt Zürich beteiligt sich finanziell an diesem Projekt. Mit der Unterstützung der Stadt Zürich konnte die VIOZ auch ihren Webauftritt neugestalten, so dass Informationen und Neuigkeiten betreffend die muslimische Gemeinschaft noch effizienter und ansprechender publiziert werden können. Für all diese Formen der Zusammenarbeit und Unterstützung danken wir Ihnen herzlich und hoffen weiterhin darauf. Schlussendlich möchte ich auch noch auf unseren Jahresbericht 2022 hinweisen. Erstmals können wir als muslimischer Dachverband auf eine transparente und visuell schöne Art und Weise auf die Aktivitäten der muslimischen Gemeinschaften im Kanton Zürich aufmerksam machen.

Gleichzeitig bleiben uns Signale der Ausgrenzung wie das Minarettverbot von 2009 und das Verhüllungsverbot von 2021 in schmerzhafter Erinnerung. Ebenso schmerzhaft sind aktuelle öffentlichen Diskussionen um ein Kopftuchverbot an Schulen, negative Erscheinungen im medialen Diskurs und antimuslimisch-rassistisch motivierte Übergriffe im Alltag. Dies sind deutliche Signale der Marginalisierung von Musliminnen und Muslimen in unserer Gesellschaft.

Die Stadt Zürich nimmt mit dem Imam-Empfang hinsichtlich der Sichtbarkeit von Musliminnen und Muslimen eine wichtige Pionierrolle ein. In diesem Sinne möchte ich an dieser Stelle auch anregen weiter über das Thema der Sichtbarkeit von Minderheiten in der Stadt Zürich sowie weiteren Möglichkeiten zur Förderung der Sichtbarkeit muslimischer Gemeinschaften zu reflektieren.

Vielen Dank nochmals für die Einladung zum Imam-Empfang und einen gesegneten Ramadan!


Ansprache Sakib Halilovic

Gott hat in seiner Schöpfung verschiedene Dinge ausgezeichnet, so auch den gesegneten Monat Ramadan, der unter den anderen Monaten eine vorrangige Stellung einnimmt: Im Ramadan nahm der Islam seinen Anfang, in ihm gibt es die besondere heilige Nacht, die sogenannte „Nacht der Bestimmung“, die ertragreicher als 1000 Monate ist. Es ist der Monat, in dem der Koran zum ersten Mal dem Propheten Muhammad (Gottes Friede sei mit ihm) offenbart wurde. Aus vielen anderen Gründen ist der Ramadan eine besondere Zeit für Muslime überall in der Welt.


Wie einen guten Freund begrüssen Muslime den Fastenmonat Ramadan. Er ist ein Freund, der zum Innehalten anregt, zum Studium des Korans, zur Betrachtung unserer spirituellen Quellen, unserer religiösen Heimat. Es ist eine Zeit der körperlichen Entbehrung und der geistigen Erneuerung sowie der inneren Einkehr. Im Ramadan rücken Familien und Freunde enger zusammen, ist die Gemeinschaft der Gläubigen spürbarer als sonst. Das Fasten im Ramadan ist die dritte der fünf Säulen des Islams. Es ist ein vierwöchiger Gottesdienst, währenddessen der Mensch über die Beziehung zu seinem Schöpfer nachdenken kann und soll.

Wie ein wohlmeinender Freund verhilft uns der Fastenmonat Ramadan dazu, unseren Begierden die Stirn zu bieten und Fehlverhalten zu ändern. Gläubige Menschen sind nicht vor allen Herausforderungen gefeit. Wenn sie ihre religiösen Vorschriften beherzigen, sind sie jedoch weniger anfällig dafür.

In einem Ausspruch des Propheten Muhammad (Gottes Friede sei mit ihm) lässt Gott sagen „Er – der Fastende – lässt ab von Essen und Trinken und von seinen Begierden um Meinetwillen. Das Fasten ist für Mich, und Ich gewähre die Belohnung dafür. Und die gute Tat wird zehnfach belohnt.”

Liebe Anwesende: es geht nicht darum, im Ramadan durstig oder hungrig zu werden. Es geht primär darum, sich zu beeilen, Gutes zu tun.

Wer fastet, verzichtet auf alle Begierden von Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang und der Ramadan verhilft den Fastenden dazu, Abstand zu nehmen von Übermass und Übertreibung, um die Balance von Körper und Seele wieder zu finden.

Das Gebot, sich in Verzicht zu üben, findet sich in allen Religionen. Der Prophet Muhammad (Gottes Friede sei mit ihm) folgte damit der Tradition seiner prophetischen Vorfahren, angefangen von Adam, über Abraham, Moses, David, Jesus (Friede sei auf ihnen allen) – um nur einige zu nennen.

Und so heisst es im Koran:

يَا أَيُّهَا الَّذِينَ آمَنُواْ كُتِبَ عَلَيْكُمُ الصِّيَامُ كَمَا كُتِبَ عَلَى الَّذِينَ مِن قَبْلِكُمْ لَعَلَّكُمْ تَتَّقُونَ

”O ihr, die ihr glaubt, euch ist das Fasten vorgeschrieben wie es denen vorgeschrieben war, die vor euch waren, damit ihr vielleicht gottesfürchtig werdet.” (Koran 2:183)


Nun, die Fastenden üben nicht nur Verzicht. Sie versetzen sich auch in die Situation von Hungernden, Durstigen und Armen. So lernen sie stets dankbar zu sein für die Gaben Gottes, die viele Menschen oft nicht haben.

Fasten im Ramadan ist «Gottes Programm», das das Gewissen erweckt und die Gefühle und Empathie gegenüber anderen wiederbelebt.

Der Ramadan ist die Zeit, in der die Seele erwacht, in der sie die Spinnweben ihres moralischen Empfindens reinigt, um den Unterschied zwischen Gut und Böse zu sehen und für Wahrheit und Gerechtigkeit einzutreten.

Immer wenn die menschliche Seele den Forderungen ihrer Begierde nicht widerstehen kann, kommt es zum Bösen und zur Gewalt zwischen den Menschen. In solchen schwierigen Zeiten kann es für jeden und jede eine grosse Herausforderung sein, das Rechte vom Unrechten zu unterscheiden und umgekehrt.

Heute erleben wir genau dieses Phänomen in der Ukraine, in Palästina, in Afrika, in Myanmar, in Süd- und Mittelamerika und leider an vielen anderen Orten auf unserem Planeten. Gleichzeitig stellen uns Naturkatastrophen, wie das schlimme Erdbeben in der Türkei und in Syrien vor schwierige Fragen und Herausforderungen als Menschen und Gläubige.

Der Ramadan ist in dem Sinne eine Chance für die Menschen, einen Moment des Aufatmens und des Innehaltens im Jahresrhythmus zu finden. Der Fastenmonat dient den Menschen zur Ruhe, zur Einkehr und zur Reflexion. In unserer Leistungsgesellschaft ist gerade die im Ramadan geübte Zurückhaltung ein grosser Mehrwert.

Nun, in der Hoffnung, dass sowohl die Stadt Zürich als auch unser Kanton, bzw. alle gesellschaftlichen und staatlichen Institutionen weiterhin konstruktiv mit den Musliminnen und Muslimen auf dem Weg des Allgemeinwohls zusammenarbeiten werden, bedanke ich mich im Namen der Imame für den heutigen Empfang.

Allen Musliminnen und Muslime gratuliere ich zum bevorstehenden gesegneten Monat Ramadan in der Hoffnung, dass sie ihn gesund und in Freude erleben werden.

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