Zürich Kompetenz: Rückblick auf die Weiterbildungsangebote 2025

Nov. 13, 2025 | Archiv, Medienspiegel, VIOZ News

Zürich Kompetenz 2025 – Auftakt



Zürich Kompetenz 2025: Gesellschaftliche Teilhabe im Fokus
Das diesjährige Zürich-Kompetenz-Vertiefungsmodul 2025 stellte die Frage der gesellschaftlichen Teilhabe und des gemeinschaftlichen Engagements ins Zentrum. An vier aufeinander aufbauenden Kurstagen und einem Spotlight-Anlass setzten sich die Teilnehmenden vertieft mit Formen der Partizipation, dem Wechselspiel von Gemeinschaft und Gesellschaft sowie mit praktischen Ansätzen für konstruktive Kommunikation auseinander.

Start mit Selbstverständnis und Gemeinschaft
Der Auftakt am 17. September führte unter der Leitung von Asmaa Dehbi in die Grundlagen gesellschaftlicher Teilhabe ein. Die Teilnehmenden entwickelten gemeinsame Regeln für die Zusammenarbeit, teilten persönliche Mottos und reflektierten, in welchen Bereichen Teilhabe stattfinden kann – politisch, sozial, familiär oder digital.
Die Diskussionen zeigten, wie vielfältig muslimische Gemeinschaften bereits heute zum gesellschaftlichen Zusammenhalt beitragen: durch Bildung, Seelsorge, Nachbarschaftshilfe, Dialogarbeit oder Vereinsengagement.
Ein zentrales Element dieses ersten Tages bildeten die Fallbeispiele, die die Teilnehmenden gemeinsam erarbeiteten. Diese dienten nicht nur als Einstieg, sondern wurden im Verlauf aller weiteren Kurstage kontinuierlich weiterentwickelt und fachlich vertieft – als roter Faden, der Theorie, Praxis und persönliche Erfahrungen miteinander verband.

Soziale Teilhabe und muslimisches Engagement
Am zweiten Kurstag (27. September) vertiefte Prof. Dr. Hansjörg Schmid das Verständnis von sozialer Teilhabe als partnerschaftlichem Prozess. Er betonte die Bedeutung von Ressourcen – Zeit, Bildung, soziale Kompetenz oder Netzwerke – als Voraussetzungen für Partizipation. Die Teilnehmenden diskutierten unterschiedliche Formen von Partizipation und reflektierten deren Bedeutung für ihr eigenes Umfeld.
Im Anschluss zeigte Nadia Seiler, wie Musliminnen und Muslime in der Schweiz gesellschaftlich wirken: durch Jugend- und Sozialarbeit, Moscheeführungen, kulturelle Veranstaltungen, Gesundheitsförderung oder Seelsorge.
Der Nachmittag widmete sich der Praxisperspektive: Abduselam Halilovic und Nilüfer Cetin stellten die muslimische Seelsorge als professionellen, theologisch fundierten und zugleich alltagsnahen Beitrag zur gesellschaftlichen Verantwortung vor. Sie fungiert als Brücke zwischen muslimischer Gemeinschaft und Institutionen wie Spitälern oder Beratungsstellen.
Anschliessend arbeiteten die Teilnehmenden weiter an ihren Fallbeispielen und verknüpften Theorie und Praxis zunehmend gezielt miteinander.

Theologische, politische und pädagogische Perspektiven
Der dritte Tag (28. September) widmete sich dem Zusammenspiel von islamischer Theologie, politischer Theorie und gesellschaftlicher Ordnung. Prof. Dr. Amir Dziri führte in die Frage ein, wie politische Ordnungen in islamischen Kontexten historisch legitimiert wurden und wie religiöse und kulturelle Normen voneinander zu unterscheiden sind.
In Gruppen diskutierten die Teilnehmenden unterschiedliche muslimische Positionen zu Demokratie und reflektierten die Vielfalt politischer Ordnungen in muslimisch geprägten Gesellschaften.
Dr. Said Topalovic betonte die Rolle religiöser Bildung für eine demokratische Gesellschaft – lebensweltorientiert, kritisch, dialogfähig.
Zum Abschluss zeigte Lejla Delic, wie Moscheeführungen und ähnliche Projekte die interreligiöse Begegnung stärken und gesellschaftliche Sichtbarkeit schaffen. Auch an diesem Tag dienten die weiterentwickelten Fallbeispiele als Reflexionsplattform.

Austausch mit Fachstellen und Würdigung
Der vierte Kurstag (25. Oktober) stellte den Austausch zwischen Verwaltung und muslimischen Organisationen in den Mittelpunkt. Vertreterinnen der Koordinationsstelle Teilhabe, der Fachstelle Integration sowie des Fachbereichs Religion gaben Einblick in ihre Arbeit zu politischer Bildung, Chancengleichheit, Diskriminierungsschutz und Religionsdialog.
Im Plenum diskutierten die Teilnehmenden Herausforderungen wie Jugendarbeit, Ressourcenknappheit im Ehrenamt, Professionalisierung und nachhaltige Vereinsentwicklung.
Ein besonderer Programmpunkt war die Präsentation der Plakate, welche die Teilnehmenden im Rahmen ihrer fortlaufend ausgearbeiteten Fallbeispiele erstellt hatten. Diese Visualisierungen machten die Entwicklungsschritte der Projekte sichtbar und boten Raum für kollegiales Feedback.
Der Tag endete mit der feierlichen Verleihung der Teilnahmebestätigungen – eine Anerkennung für die engagierte Arbeit der Teilnehmenden und ihre kontinuierliche Weiterentwicklung.

Spotlight: Konfliktkommunikation und Mediation
Zusätzlich fand ein Spotlight-Anlass mit Pascal Gemperli statt, der praxisnah in Konfliktkommunikation und Mediation einführte. Die Teilnehmenden übten Methoden der Deeskalation und reflektierten, wie Konflikte als Chancen für Integration und persönliches wie gemeinschaftliches Wachstum genutzt werden können.

Austauschabende: Raum für Erfahrung, Resonanz und Vertiefung
Ergänzend zu den Kurstagen werden zwei moderierte Austauschabende angeboten. Sie bieten den Teilnehmenden ein professionell begleitetes Setting, in dem sie ihre Erfahrungen, Herausforderungen, Anliegen und Bedürfnisse miteinander teilen können. Diese Abende stärken nicht nur die Vernetzung, sondern ermöglichen auch eine vertiefte Reflexion der Lerninhalte im Licht der eigenen Praxis.

Fazit
Das Vertiefungsmodul 2025 zeigt eindrücklich, wie vielfältig muslimisches Engagement im Kanton Zürich gelebt wird – zwischen Theorie und Praxis, zwischen Gemeinschaft und Gesellschaft.
Die Teilnehmenden verlassen das Modul mit tragfähigen Impulsen, gestärkten Netzwerken und einem vertieften Bewusstsein für ihre Rolle als Brückenbauerinnen und Brückenbauer in einer pluralen Schweiz. Die kontinuierliche Arbeit an ihren Fallbeispielen, die professionellen Inputs und der geschützte Austausch schufen ein Lernfeld, das nachhaltig wirkt und zur weiteren Professionalisierung muslimischer Organisationen beiträgt.

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