Stellungnahme zur Sitzung des Gemeinderats der Stadt Zürich vom 12.11.2025

Nov. 14, 2025 | Archiv, Medienspiegel, VIOZ News

Stellungnahme zur Sitzung des Gemeinderats der Stadt Zürich vom 12.11.2025

Die Vereinigung der Islamischen Organisationen in Zürich (VIOZ) nimmt mit grosser Sorge Kenntnis von einzelnen Wortmeldungen im Zürcher Gemeinderat im Rahmen der Beratung des Geschäfts zur Aufnahme und Behandlung von schwerverletzten oder kranken Kindern aus dem Gazastreifen im Rahmen der vom Bundesrat lancierten humanitären Rettungsaktion (GR Nr. 2025/481).
Mehrere Äusserungen enthielten sachlich falsche Behauptungen über den Koran und den Islam. Die Behauptung, der Koran erkläre Jüdinnen und Juden zu den «Schlimmsten», entbehrt jeder Grundlage, findet sich in keiner der erwähnten Suren und widerspricht sowohl der islamischen Exegese als auch der historischen Realität eines jahrhundertelangen interreligiösen Zusammen-lebens. Die im Gemeinderat präsentierte Interpretation des Korans findet in der islamischen Geis-tesgeschichte keinerlei Resonanz.
Die Arbeit der VIOZ, als repräsentative Vertreterin der muslimischen Gemeinschaften im Kanton Zürich gründet auf dem Koran und ihr Präsident Muris Begovic ist Träger des Dialogpreises des Schweizerisch Israelitischen Gemeindebunds. Das zeigt, dass das Ausspielen von jüdischen und muslimischen Gemeinschaften gegeneinander nicht der gelebten Realität entspricht. Solche Ver-zerrungen bedienen populistische Reflexe, stigmatisieren eine gesamte Bevölkerungsgruppe und befeuern antimuslimischen Rassismus.
Die Schweiz ist weltweit anerkannt für ihre humanitäre Tradition, ihre demokratischen Institutio-nen und ihr Engagement für Menschenwürde und Menschenrechte. Umso bedenklicher ist es, wenn im Zürcher Gemeinderat – einem demokratisch gewählten Gremium der grössten Stadt des Landes – eine sachliche politische Diskussion über ein humanitäres Anliegen in eine religiöse Auseinandersetzung umgedeutet wird. Dadurch entfernt sich die Debatte vom eigentlichen The-ma und Religion wird für tagespolitische Zwecke instrumentalisiert. Wenn in diesem Kontext zu-dem diskriminierende oder menschenfeindliche Aussagen getätigt werden, stellt dies eine be-sorgniserregende Entwicklung dar, die nicht nur die muslimische Gemeinschaft betrifft, sondern die gesamte Gesellschaft, den interreligiösen Frieden und den sozialen Zusammenhalt.
Die VIOZ setzt sich seit Jahrzehnten für Dialog, Solidarität und Frieden ein. Auch künftig werden wir engagiert zum gesellschaftlichen Zusammenhalt beitragen und gemeinsam mit politischen wie zivilgesellschaftlichen Partnern für eine offene, respektvolle und menschenwürdige Gesell-schaft einstehen. Für Rückfragen sind wir jederzeit unter info@vioz.ch erreichbar.

VIOZ-Vorstand

2025_11_14_Stellungnahme Gemeinderat

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