«Vier Projekte gegen die Radikalisierung im Netz finanziert der Bund. Das Ziel: Jugendliche sollen mit Videos ihre Altersgenossen etwa vom Dschihad abbringen. […]»
Unterstützt wird dies zudem etwa von der Föderation Islamischer Dachorganisationen Schweiz und der Vereinigung der Islamischen Organisationen in Zürich.
«[…] 13 Vorschläge wurden beim Bund eingereicht, vier Pilotprojekte stehen nun vor dem Start. Gemeinsam haben sie, dass sie die Propaganda von Extremisten entlarven und ihnen positive Alternativen entgegenstellen wollen. Konkret: Islamistische Propaganda behauptet etwa, dass jeder, der sich nicht am Dschihad beteilige, kein wahrer Muslim sei. Ziel der Projekte ist laut Marti beispielsweise, dazu eine Gegenbotschaft darzustellen. Etwa: Es ist anmassend, stellvertretend für Gott zu handeln und zu entscheiden, wo Dschihad angebracht ist. […]
Das Projekt #SwissMuslimstories ist eine Kurzfilmporträtkampagne muslimischer Jugendlicher und hat folgenden Ansatz: «Wir wollen mit den gängigen Klischees über Muslime brechen und neue Perspektiven abseits von Handschlag oder Burka in die Debatte einbringen», sagt Dominik Müller, Mitglied des Projektteams, das von der Muslimischen Jugend Schweiz – Ummah getragen wird. Müller forscht zudem an der Uni Zürich zum Thema Islam in der Schweiz. Wichtig sei dabei Humor. Die verkrampfte Debatte um den Islam in der Schweiz müsse aufgelockert werden. Porträtiert würde etwa ein Muslim im Schweizer Militär oder eine muslimische Juristin mit Kopftuch. «Beide sind bestens integriert, sehen die Schweiz als ihre Heimat an und identifizieren sich mit den Schweizer Werten», sagt Müller. Unterstützt wird das Projekt zudem etwa von der Föderation Islamischer Dachorganisationen Schweiz und der Vereinigung der Islamischen Organisationen Zürich. […]
Das Projekt «gegenNarrativ Winterthur» will fünf Kurzclips und Social-Media-Kampagnen produzieren. «Nachweislich werden viele Jugendliche online mit islamistischem Gedankengut radikalisiert oder für den Dschihad rekrutiert», sagt Rafael Freuler, Geschäftsführer der für das Projekt verantwortlichen Jugendinfo Winterthur. In Winterthur ist das eine ernst zu nehmende Aussage, gilt die Stadt mit der umstrittenen An’Nur-Moschee doch als Hotspot für Islamisten. Aus deren Umfeld sind mehrere Jugendliche in den Dschihad gezogen. […]
Für das dritte Projekt #knowislam verantwortlich zeichnet das Institut für Interkulturelle Zusammenarbeit und Dialog in Zürich. Im Gegensatz zu den ersten beiden Projekten beschränkt es sich nicht nur auf die Deutschschweiz, sondern soll auch in der Romandie verbreitet werden. Mit Bildern und kurzen Videos sollen dabei islamische Begriffe und Alltagsfragen, die für junge Muslime relevant sind, unterhaltend erklärt werden.
Positiv Islam schliesslich will einen Blog für Muslime und Nichtmuslime mit Artikeln und Videos zum Thema Alltagserfahrungen aufbauen. Dieser wird französisch und italienisch sein, verantwortlich dafür ist die Uni Freiburg.
Alle Projekte befinden sich aktuell in der Phase der Konzeption, umgesetzt werden sie 2018. Dafür nimmt der Bund rund 120 000 Franken in die Hand, noch einmal so viel Geld sollen die vier Projekte selbst auftreiben. Ist das der richtige Ansatz, um Radikalisierungen zu verhindern? «Wenn auch nur ein Fall verhindert werden kann, hat sich der Aufwand gelohnt», sagt dazu Colette Marti vom BSV. Es brauche verschiedene Massnahmen, um Radikalisierungen zu verhindern. Offline wie online. Der gewählte Weg sei ein vielversprechender Ansatz.»
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Quelle: shn.ch, 20.10.2017
Bildquelle: Screenshot von shn.ch und Printausgabe vom 20.10.2017