“Die Zahl der Muslime in der Schweiz wächst – und damit auch die Zahl islamischer Patienten. Mehrere Kantone reagieren darauf mit Seelsorgeprojekten in den Spitälern. […]
Einige Kantone haben keinerlei Regelungen für die muslimische Spitalseelsorge. In anderen wie Basel, Bern oder der Waadt gibt es als erste Stufe punktuelle Besuche von Imamen, die bei Bedarf von christlichen Seelsorgern gerufen werden. Die dritte Stufe wären Festanstellungen von islamischen Seelsorgern an den Spitälern selber, analog zur Praxis mit christlichen Kollegen. […]
Im Kanton Zürich sollen Anfang nächstes Jahr mindestens zehn muslimische Seelsorger an den Spitälern parat stehen; gerechnet wird mit rund 200 ehrenamtlichen Einsätzen pro Jahr. Der Kanton übernimmt einen Grossteil der Kosten von fast 400 000 Franken, doch auch die Vereinigung der Islamischen Organisationen in Zürich (VIOZ) beteiligt sich.
Das Bewerbungsverfahren ist weitgehend abgeschlossen, die Ausbildung findet im Herbst in Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Zentrum für Islam und Gesellschaft (SZIG) von der Universität Freiburg statt. Die Auserwählten müssen noch eine Sicherheitsprüfung durchlaufen. Damit soll verhindert werden, dass Personen mit radikalem Gedankengut ein amtliches Gütesiegel erhalten. […]
Unter Experten ist unbestritten, dass es sinnvoll ist, Seelsorgeangebote für die wachsende Gruppe muslimischer Patienten aufzubauen. Es gehe dabei nicht nur um spezifische Rituale, die ein christlicher Geistlicher nicht anbieten könne, sagt SZIG-Direktor Hansjörg Schmid. […] Deniz Yüksel, Projektleiterin im Kanton Zürich, ergänzt, dass die Seelsorger auch soziokulturelle Themen abdecken könnten: Wie funktioniert eine Bestattung in der Schweiz, was braucht es
für eine Repatriierung eines Leichnams? «Auch dass ein Seelsorger die gleiche Sprache spricht, kann für die Betreuung wichtig sein», sagt Yüksel. […] Auch die Armee geht von einem Seelsorgekonzept aus, in dem sich Seelsorger aller Konfessionen mit wenigen Ausnahmen um Ratsuchende aller Konfessionen kümmern. […]
Yüksel sieht das Zürcher Modell als «Zwischenstadium». Sie würde es begrüssen, wenn an grösseren Spitälern künftig gemischte Teams von festangestellten christlichen und muslimischen Seelsorgern tätig wären.
Auch der Freiburger Professor Schmid hält es für denkbar, dass dereinst eine muslimische Seelsorgerin eine christliche Frau betreuen könnte, wenn die Patientin eine weibliche Vertrauensperson wünscht.
Realität werden könnte ein solches Modell in den nächsten Jahren in der Waadt: Der Muslimverband (UVAM) strebt dort die öffentliche Anerkennung an – der Zugang zur institutionalisierten Spitalseelsorge wäre eine der Konsequenzen, wie UVAM-Generalsekretär Pascal Gemperli sagt. […]”
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Quelle: nzz.ch, 26.06.2018
Bildquelle: Screenshot von nzz.ch vom 27.06.2018