kath.ch vom 6. November 2017: «CVP-Präsident Gerhard Pfister nimmt harte Position gegenüber ‹Islam› ein»

Nov 6, 2017 | Archiv, Medienspiegel

«Der Islam darf gemäss CVP-Präsident Gerhard Pfister nicht öffentlich-rechtlich als Religionsgemeinschaft anerkannt werden. Kürzlich erhob die Vereinigung der Islamischen Organisationen in Zürich (Vioz) eine solche Forderung.»

Der Titel verwendet den abstrakten Begriff ‹Islam›, statt ‹Muslime›. Im Artikel geht es dann jedoch pauschal verunglimpfend gegen «die Haltung der Muslime». Anders als bei seiner eigenen Religion, bei der ebenfalls zahlreiche Randgruppierungen ein fragliches Verhältnis zu den säkularen Werten der Schweiz haben, nimmt er die etablierten Islamischen Verbände, die sich seit Jahrzehnten zum demokratischen Rechtsstaat bekennen und dieses Bekenntnis leben undifferenziert in eine gefühlte Sippenhaft und versucht erneut seine bereits im letzten Januar von der Partei zurückgewiesenen und von SP-Präsident Christian Levrat als «christlicher Totalitarismus» bezeichnete Positionen ans Volk zu bringen.
Offensichtlich kennt Gerhard Pfister nicht das Kantonale Recht, da man nicht ‹den Islam› als ‹Religion› anerkennt, sondern einzelne dem Rechtsstaat verpflichtete transparente Religionsgemeinschaften bzw. Gemeinden, also bspw. Vereine.
Zudem wird die im Islam verbotene Zwangsheirat (verboten gem. Koran, Ahadith, Scharia) subtil in diesem Zusammenhang angesprochen. Im Montagsinterview mit der Aargauer Zeitung, ebenfalls von heute, konstruiert er weitere Zusammenhänge der «islamischen Religion» wie bspw. zu «Asyl- und Ausländerfragen» und zum christlichen Liedgut an Schweizer Schulen.
(kein islamischer Verband hat die christliche Schultradition in Frage gestellt. Nicht-christliche Schulkinder sollen nicht gezwungen werden Bekenntnisse zu machen, die ihrer bspw. jüdischen, muslimischen oder atheistischen Überzeugung widersprechen, Sprich; sollen hierzu nicht gezwungen werden).

Er treibt damit die bereits verlautbarte Spaltung der Gesellschaft in christliche und muslimische Bürgerinnen und Bürger weiter. Bereits letzten Januar hatte die Zürcher Nationalrätin Barbara Schmid-Federer (CVP) diese Haltung kritisiert.

«Ich habe stets gesagt, dass ich auf Distanz gehe, wenn mit «Wertedebatte» ein Anti-Islam-Diskurs gemeint ist. Ebenfalls habe ich stets gesagt, dass ich nicht bereit bin, gegenüber Fundamentalismus einfache Antworten wie ein Burkaverbot zu liefern. […] «Für mich wäre es wichtig, dass wir auch als Partei einen Diskurs ohne ideologische Übersteuerungen führen könnten.»
   Nationalrätin Barbara Schmid-Federer (Jan 2017)

In diesem Zusammenhang äusserte sich auch Cédric Wermuth (SP) in der p.s. Zeitung über die neue Form des «kulturellen Rassismus» oder des «Rassismus ohne Rasse», wie er sich in gesellschaftsspaltenden Parolen wie «Die Schweiz ist ein christliches Land» manifestiert.

Wie der Schweizer Historiker Prof. emer. Georg Kreis feststellen musste:

«Mit Blick auf Randerscheinungen innerhalb einer Religionsgruppe wird heute tendenziell in einer Weise über den Islam gesprochen, wie in den 1930er Jahren über das Judentum gesprochen wurde.»
   Prof. emer. Georg Kreis

Der Zuger Historiker Josef Lang hat vor knapp einem Jahr anlässlich der Eröffnung der Ausstellung «Schweizer Juden – 150 Jahre Gleichberechtigung» an der Universität Luzern über den Widerstand der Zentralschweiz gegen ebendiese Gleichberechtigung referiert.
Im Gespräch mit kath.ch zieht er den Bogen zur aktuellen Muslimfeindlichkeit unter dem Titel:

«Die klassischen Träger der Judenfeindlichkeit haben ihr Objekt ausgetauscht»
Historiker Josef Lang (10.2016 anlässlich der Eröffnung der Ausstellung «Schweizer Juden – 150 Jahre Gleichberechtigung»)

«[…] Das Konzil, insbesondere die Erklärung «Nostra Aetate» zur Frage der anderen Religionen, hatte auch hier eine segensreiche Wirkung. Wenn ein CVP-Präsident (Gerhard Pfister am 9. Oktober 2016, Red.) die uneingeschränkte Zugehörigkeit des Judentums zur Schweiz in Frage stellt, verletzt das nicht nur den Geist der Bundesverfassung, sondern auch den des Konzils. […]
Die grösste Gefahr ist die wachsende Muslimfeindlichkeit, die unter anderem zum Minarettverbot geführt hat. Genährt wird sie vor allem von den klassischen Trägern der Judenfeindlichkeit, die ihr Objekt ausgetauscht haben.
Die Gleichberechtigung der Religionen wird zu einer der grössten Herausforderungen der kommenden Jahre. Der grosse Unterschied zum 19. Jahrhundert liegt darin, dass heute auf etliche Bischöfe und Äbte mehr Verlass ist als auf viele Freisinnige.»

Den ganzen Artikel finden Sie hier.

Quelle: kath.ch, 6.11.2017
Bildquelle: Screenshot von kath.ch vom 6.11.2017
Zitat Quellen: siehe VIOZ FB

 

 

Weitere Beiträge